Review< Zurück 11.07.2012
Von Max Werschitz
They're back. Sie sind zwar niemandem wirklich abgegangen, aber versuchen es trotzdem nocheinmal. Die gute Nachricht: der nervige Mops aus Teil 2 ist nicht mehr dabei. Die schlechte: Das Gesicht von Tommy Lee Jones schon, und es hat inzwischen ebenso viele Falten. Tja, da hilft nur mehr ein Zeitsprung in die wilden 60er.
Schau mir in die Augen, Kleines.
1997. Meine Güte ist das lange her. Nach 4 Jahren Akte X gehörten Mulder und Scully bereits auf der halben Welt zum Fernsehinventar, und lehrten uns wöchentlich das Gruseln und Grübeln. Selten das Grinsen. Schließlich will UFO-Paranoia ernst genommen werden. "Vertraue niemandem", so das Motto – vor allem nicht den Männern in Schwarz, jenen ominösen Regierungsagenten die sich ganz auf die Vertuschung der "Wahrheit, die da draußen ist" spezialisiert hatten. Doch dann erkannten Steven Spielberg (Produktion) und Barry Sonnenfeld (Regie) das humoristische Potential dieser urban legend und präsentierten uns mit (der Comic-Adaption) Men in Black die andere Seite der Medaille. Kontrastiert durch den hyperseriösen Agent K (Tommy Lee Jones) durfte der MiB-Neuling Agent J (Will Smith) der außerirdischen Bedrohung nun vor allem mit einem beachtlichen Arsenal aus Kalauern begegnen. Die Rechnung ging auf: Kritiker und Kinopublikum waren begeistert, und diese ganz speziellen Men in Black bald Kult.
2002 folgte die Fortsetzung, konnte jedoch nicht überzeugen. Nicht weil die so beruhigend unrealistische UFO-Paranoia der realen Angst vor entführten Passagierflugzeugen gewichen war, sondern weil der zweite Teil sich als müder Aufguß des Originals entpuppte. Auf den bescheuerten sprechenden Mops will ich jetzt gar nicht näher eingehen (oder doch: bitte sperrt ihn mit Jar-Jar Binks in eine Tonne und schießt beide in ein schwarzes Loch).
10 Jahre später, und ganze 15 Jahre nach dem ersten Teil, ist nun also der dritte Versuch im Kino gelandet. UFOs interessieren uns schon lange nicht mehr, und die Angst vor einem Terroranschlag ist dem Grauen vor der Hausbank gewichen. Was also tun mit dem verstaubten Konzept? Ganz genau, wir wenden uns einfach entschlossenen Blicks noch weiter gen Vergangenheit. Um Agent K und natürlich ultimativ die ganze Welt zu retten muss Agent J zurück ins Jahr 1969 und die diabolischen Pläne des Hells Angels-Verschnitts "Boris die Bestie" durchkreuzen. Und das, damit auch ja genügend heroisch-nostalgischer Flair aufkommt, auch noch ausgerechnet am Tag des Starts der Apollo 11-Mission, die bekanntermaßen die ersten Astronauten zum Mond transportierte.
Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, und auch kein besonders großer für einen Drehbuchautor – ich wage zu behaupten dass Etan Cohen (nicht zu verwechseln mit Ethan Coen) die beiden Star Trek-Episoden "Tomorrow is Yesterday" und "Assignment Earth" (1967/68) gesehen, und auch Star Trek: First Contact (1996) nicht verpasst hat. Von Back to the Future (wir brauchen eine bestimmte Geschwindigkeit um den Zeitsprung zu initiieren…) ganz zu schweigen. Aber sei's drum, gut geklaut (oder, wie bei letzterem, eher gut hommagiert) ist besser als schlecht selbst gemacht. Und siehe da, es funktioniert sogar: der temporale Kunstgriff ermöglicht es nicht nur den inzwischen erschreckend alt aussehenden Tommy Lee Jones durch einen exzellent besetzten Josh Brolin zu ersetzen, sondern auch das Kalauer-Arsenal um pointierte Seitenhiebe auf die 60er Jahre zu erweitern. So darf z.B. Agent J sich in einem geklauten Auto sitzend darüber beschweren dass er als Afro-Amerikaner von Cops aufgehalten und für einen Autodieb gehalten wird, und Andy Warhol erweist sich als Agent der Men in Black ("Wie lange muss ich diese Rolle noch spielen? Mir fällt einfach nichts mehr ein! Jetzt male ich schon Suppendosen…"). Die vielleicht besten (Sicker)witze passieren jedoch schon viel früher im Film: J nimmt einem kleinen Kind den Snack weg: "Mama, der Präsident hat mir meine Schokomilch geklaut!", und begegnet auf seinem Zeitsprung vom Chrysler Building flüchtig einer Schar von Fensterspringern des Black Thursday.
Das Finale lässt dann leider etwas zu wünschen übrig. Einerseits ist da ein gewaltiges plot hole – oder vielleicht habe ich auch einfach etwas nicht kapiert: wie kann Agent J, eigentlich tödlich von Boris verwundet, durch eine Art Mini-Zeitsprung von der Rakete sein unversehrtes "altes Selbst" wiederherstellen? Andererseits wird es ganz zum Schluss (noch dazu mittels eines quasi deus-ex-machina-Handlungselements) unnötig melodramatisch, dies offensichtlich in einem Versuch den beiden Protagonisten nochmal etwas menschliche Tiefe nachzureichen.
Men in Black ist sicher keine Film-Franchise mit der man zufrieden alt werden kann, dazu fehlt ihr einfach die Innovationskraft. Nach dem fulminanten Teil 1 wären Nummer 2 und jetzt auch Nummer 3 eigentlich nicht nötig gewesen – für ein paar gute Lacher und einen zumindest halbwegs amüsanten Kinoabend sorgt letzterer dennoch.
Meine Wertung: |
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Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!